Iran und ISIS eine tiefe Verbundenheit

Die sunnitisch-arabische Welt begann sich allmählich vom Golfkrieg zu erholen, als plötzlich ISIS auftauchte, und es scheint, dass ISIS sich als äußerst geschickt darin erwies, sunnitische Länder zu destabilisieren und sie zur Massenflucht zu zwingen.

ISIS erregte weltweite Aufmerksamkeit nicht nur wegen seiner Bereitschaft, das Undenkbare zu tun, sondern auch wegen seiner zweifelhaften Exzellenz, eine rücksichtslose Geheimdienst- und Überwachungsorganisation zu sein. Er konzentrierte sich auf die Überwachung aller Dinge in dem Gebiet, das es besetzte, und erweiterte seinen Einfluss um jeden Preis.

Nach der ISIS-Regel meldeten sich Personen, die für die Ausbildung von „Scharia-Richtern beim Sammeln von Informationen“ verantwortlich waren, ebenfalls bei einem Distrikt-Emir, während dem regionalen Emir eine separate Abteilung von „Sicherheitsbeamten“ zugewiesen wurde. Für ISIS war es von größter Wichtigkeit, über alles Bescheid zu wissen, und gleichzeitig versuchte er, alle über seine wahren Ziele zu täuschen.

Zu den Hauptgründern von ISIS gehörte Haji Bakr, ein ehemaliger Oberst des irakischen Geheimdienstes der Luftwaffe, der lediglich das umbenannte, was er in der Vergangenheit aus Saddam Husseins allgegenwärtigem Sicherheitsapparat gelernt hatte. Unter diesem System waren selbst Generäle in Geheimdiensten nicht sicher, ob sie ausspioniert wurden.

Als Organisation haben sie erfolgreich die Disziplin eingeführt, andere dazu zu bringen, das Undenkbare für sie zu tun, was unter anderem eines der Kennzeichen ihrer sadistischen Verderbtheit war. Hier muss dieses Thema näher erläutert werden.

Warum ISIS Sunniten ins Visier nahm, nicht Schiiten:

Lassen Sie uns zunächst eine relevante und pragmatische Frage stellen. Wer hat in den letzten Jahren von der Präsenz von ISIS in Syrien und im Irak profitiert? Um es kurz zu machen: Was ist seit dem Aufkommen des IS in der sunnitisch-arabischen Welt passiert?

Vielleicht sollte man, bevor wir fortfahren, über den Tellerrand blicken, was speziell für dieses Thema relevant ist — man sollte sich vor den Fallstricken konventioneller Weisheit hüten.
Assad und sein Regime sind zusammen mit ihren Herren in Moskau und Teheran wie ein Feuerwehrmann, der auf die Nachricht vom Feuer in einem Gebäude reagiert, in dem alles verloren zu sein scheint.

Als Antwort auf die erste Frage, wer von der Präsenz von ISIS in Syrien und im Irak profitiert hat? Lassen Sie uns hier sehen, was passiert ist. Das Maß für eine gute Geheimdienstoperation ist nicht, wo sie beginnt, sondern wie sie endet und wer von der Beute profitiert, die die Mitarbeiter erhalten haben.
Also was ist passiert? Die Gebiete, in denen ISIS herrschte, sind sunnitische Gebiete. ISIS kontrollierte keine schiitischen Gebiete und unternahm keinen ernsthaften Versuch, schiitische Gebiete in Syrien und im Irak anzugreifen. Kann sich jemand an eine Offensive von ihnen auf Damaskus oder Basra erinnern? Konventionelle Weisheit würde darauf hindeuten, dass als sunnitisch geführte Organisation der Feind Nummer eins die Schiiten sein würde. Die überwiegende Mehrheit der von ISIS geschlachteten Menschen waren jedoch Sunniten und keine Schiiten.

Und die Bilder von Einzelpersonen, Familien und Kindern, die massenhaft nach Europa fliehen, stammen überwiegend von sunnitischen Muslimen, nicht von Schiiten. Wie viele vorwiegend von Dhiiten gehaltene Gebiete sind dem IS zum Opfer gefallen?
Bei der letzten Überprüfung sind Aleppo, Raqqa, Mosul, Tal Afar, Falludscha, Ramadi und Tikrit (um nur einige zu nennen) und unzählige andere Dörfer und Länder, in denen sunnitische Araber seit Generationen leben. Die Mehrheit der Männer im Militäralter in Syrien oder im Irak kämpft entweder an vorderster Front gegen den Metzger von Damaskus oder flieht aus Sicherheitsgründen ins Ausland.

Wer würde von der Flucht von Männern im Militäralter aus der sunnitisch-arabischen Welt profitieren? Eine der ersten Maßnahmen nach dem Fall von Bagdad im Jahr 2003 war die gezielte Tötung ehemaliger Piloten der irakischen Luftwaffe. Dies war ein Versuch Teherans, das Offizierskorps und die Piloten des Irak zu enthaupten, damit sie in Zukunft nicht mehr gegen den Iran eingesetzt werden können.
Die sunnitisch-arabische Welt begann sich allmählich vom Golfkrieg zu erholen, als plötzlich ISIS auftauchte, und es scheint, dass ISIS sich als äußerst geschickt darin erwies, sunnitische Länder zu destabilisieren und sie zur Massenflucht zu zwingen.

Was wir erleben, ist eine schiitische Umsiedlung in sunnitische Länder. Wenn Sie verstehen können, was der Zweck der Tötung von Piloten der irakischen Luftwaffe war und wer davon profitiert hat, wäre es auch nicht schwer zu ergründen, wie Teheran seine Macht in Bagdad, Damaskus und Beirut durch Destabilisierung der sunnitischen Welt weiter festigen kann bis zu einem Punkt, an dem diejenigen, die am stärksten von der Gewalt des IS betroffen sind, ihre Habseligkeiten tragen und ihre angestammten Heimatländer verlassen würden, ohne wirklich zu wissen, wo die Reise enden könnte.

Damaskus-ISIS-Nexus?

Wer hat noch von der Präsenz von ISIS profitiert? Konzentrieren wir uns auf Damaskus. Warum war Damaskus dem Verlust einer Provinz und ihrer Provinzhauptstadt so gleichgültig? Warum wurden keine Anstrengungen unternommen, um eines der von ISIS gehaltenen Länder zurückzugewinnen? Warum arbeitet die reguläre syrische Armee mit dem IS zusammen, um die ehrenwerte und prinzipielle Opposition gegen den Metzger von Damaskus anzugreifen?
Beachten Sie erneut den Fokus und die Rhetorik der internationalen Gemeinschaft und der Vereinten Nationen über Syrien. Nach dem Tod von über 300.000 Menschen, die sich Vergewaltigung, Mord, Fassbomben, chemischen Waffen und allem anderen hingegeben haben, was in Eile zu schlachten war , müssen wir uns mit Assad zusammensetzen, um herauszufinden, wie ein Machtwechsel herbeigeführt werden kann.

Wann war das letzte Mal jemand in der internationalen Gemeinschaft in Baba Amr, um zu sehen, was dort passiert ist, sowie in Hama oder Homs? Er posiert, als wäre er der Betroffene, der eine gemessene Reaktion auf die Grundbestrebungen seines Volkes nahm.
Und jetzt müssen wir uns mit Moskau und Teheran zusammensetzen, um einen Übergang für den Tyrannen zu besprechen, der offensichtlich zu Hause und in der Region jegliche Legitimität verloren hat? Wie Sie sehen, hat sich sein Image seit Beginn des Konflikts etwas verbessert. Er ist nicht länger der Assad, der uns auch den “Shahiba” gegeben hat. Er ist nicht einmal der Assad, der chemische Waffen gegen Zivilisten einsetzt.

Streubomben sind keine gesetzlich zulässige Verordnung, aber das hindert Damaskus und Moskau nicht daran, sie einzusetzen. Assad und sein Regime sind zusammen mit ihren Herren in Moskau und Teheran wie ein Feuerwehrmann, der auf die Nachricht vom Feuer in einem Gebäude reagiert, in dem alles verloren zu sein scheint.
Wenn andere Leute vor Ort sind, um dem Mann in Feuerwehruniform (der von Anfang an vor Ort war) zu helfen, hört niemand auf, die zynische Frage zu stellen: Was ist, wenn dieser Mann in Feuerwehruniform tatsächlich dieses Feuer auslöst und fragt uns hierher zu kommen, um es zu löschen, damit es alle Beweise zerstört, die ihn mit dem Inferno verbinden?

Artikel zuerst auf Al Arabiya veröffentlicht.
Faisal Al-Shammeri ist ein in Washington DC ansässiger politischer Analyst. Er twittert unter @mr_alshammeri.

Englische version : https://millichronicle.com/2019/04/opinion-isis-and-iran-a-deep-bondage/